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Waldorfschulabschluss

Die Schüler*innen schließen ihre Schulzeit nach dem Waldorf-Lehrplan mit der 12. Klasse ab. Höhepunkte dieses Abschlusses sind die Eurythmie-Aufführung, die individuell erstellten ​Jahresarbeiten, die Theateraufführungen mit einem von der Klasse selbst ausgewählten Stück und die Arbeit an einer individuellen Marmor-Skulptur im zweiwöchigen Steinbildhauerpraktikum. Diese werden in einem Abschlussabend den Eltern und Lehrer*innenn präsentiert, verbunden mit dem gemeinsamen Rückblick auf die gesamte Schulzeit der Klasse. Das Zeugnis mit allen Ergebnissen der 12. Klasse erhalten die Schüler*innen feierlich vor der gesamten Schulgemeinschaft.

Staatliche Abschlüsse

Die an Waldorfschulen erworbenen staatlichen Schulabschlüsse haben ausnahmslos dieselbe Gültigkeit wie diejenigen der staatlichen Schulen. Meist durchlaufen die Schüler*innen gemeinsam zwölf Jahre, auf die der Waldorf-Lehrplan ausgelegt ist. In der 13. Klasse bereiten sie sich in getrennten Kursen gezielt auf das Abitur oder die Mittlere Reife vor.

Das Abitur wird an staatlich genehmigten Schulen (wie den Waldorfschulen) grundsätzlich in Zusammenarbeit mit einem staatlichen Gymnasium abgelegt.

Darüber hinaus bieten einige Waldorfschulen in Bayern eine Mittlere-Reife-Klasse bereits in der 10. , 11.oder 12. Klasse an.

Der Qualifizierte Hauptschulabschluss kann parallel auch abgelegt werden. Lehrer*innen begleiten ihn auf selbstständiger Basis. Die Freie Grund- und Mittelschule Wernstein bietet den Qualifizierten Hauptschulabschluss direkt an.

Bitte informieren Sie sich jeweils bei den einzelnen Schulen.

Epochenunterricht bedeutet intensive Auseinandersetzung

Während der ersten beiden Stunden eines Schulvormittags arbeitet die Klasse über mehrere Wochen intensiv an jeweils einem Fachgebiet. So haben die Schüler*innen zum Beispiel drei Wochen lang jeden Morgen zwei Stunden Deutsch, Geschichte, Geographie, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie sowie Kunsttheorie und zum Teil Sozialkunde. Nach einigen Wochen wechselt der Inhalt der Epoche zu einem anderen Thema, sodass die Schüler*innen sich intensiv damit verbinden. Grundfertigkeiten wie Rechnen oder Schreiben festigen die Schüler*innen über den Epochenunterricht hinaus in fortlaufenden Übstunden. Im Anschluss an den Epochenunterricht übernehmen Fachlehrer*innen den Unterricht in Sport, Fremdsprachen, Eurythmie, Religion, Musik und in den handwerklich-künstlerischen Fächern.

Eurythmie als „sichtbare Sprache“ und „sichtbarer Gesang“

Die Eurythmie ist eine Bewegungskunst, die von Rudolf Steiner zusammen mit Marie von Sivers entwickelt wurde. Sie ruft den Menschen dazu auf, mit seinem ganzen Wesen, seiner Seele, seinem Geist und dem Gefühl sich zu bewegen. Heute teilt sich diese anthroposophische Bewegungskunst in drei Richtungen auf: Bühnenkunst, therapeutische Methode (Heileurythmie), integraler Bestandteil der Waldorfpädagogik.

Schon im Kindergarten wird diese Kunst spielerisch geübt, in der Waldorfschule wird von der ersten Schulstufe an Eurythmie unterrichtet. Das Instrument der Eurythmie ist der Körper selbst, mit ihm werden Musik und Sprache zum Ausdruck gebracht. Es gibt ein „ Alphabet“, das heißt, jeder Laut von A bis Z hat seine eigene Geste, mit der er ausgedrückt werden kann. Laute dienen als Grundlage für unsere Bewegungs- und Ausdrucksmöglichkeit. Mit Körpergefühl können wir ihnen nachspüren und sie in Bewegung sichtbar machen. Arme und Hände artikulieren weiche, fließende Gesten, Beine und Füße folgen dabei zumeist einer (energetischen) Form, einer Choreographie.

Zwei Fremdsprachen

Waldorfschulen beginnen bereits in der 1. Klasse mit zwei Fremdsprachen, neben Englisch bieten die einzelnen Schulen z.B. Französisch, Russisch oder Spanisch an.

Wie alle anderen Fächer, die an einer Waldorfschule unterrichtet werden, soll auch der Fremdsprachenunterricht zur ganzheitlichen Entwicklung des Menschen beitragen. Indem neue Wege erschlossen werden, die Welt wahrzunehmen und zu empfinden, setzt das Erlernen neuer Sprachen einen Verwandlungs- und Entwicklungsprozess in Gang, der das Selbstverständnis und die eigene Identität bereichert. Der Fremdsprachenunterricht soll grundsätzlich – vergleichbar mit dem Erwerb der Muttersprache – möglichst in einem reichen sprachlichen Umfeld voller Aktion und Interaktion stattfinden, wobei die Aufmerksamkeit auf die gemeinsamen Interessen und Erfahrungen der jeweiligen Altersstufe gelenkt wird.

Klassengrößen

Die Größe einer Klasse ist von Schule zu Schule verschieden und auch eventuell von Klasse zu Klasse. Eine Klasse kann bis zu 36 Schüler*innen stark sein kann, allerdings werden dann nach dem Hauptunterricht (Epochenunterricht) die Klassen für den Fachunterricht geteilt, zum Teil gedrittelt. Viele Schulen haben maximale Klassenstärken von 20-25 Kindern.

Naturwissenschaften an Waldorfschulen

Während es in der Unterstufe darum geht, die Welt der Tier-, Pflanzen- und Menschenkunde bildhaft und konkret zu erfahren und zu »begreifen«, geht es in den Physik-, Biologie und Chemieepochen in den sechsten bis achten Klassen eher »phänomenologisch« zu. Erst in der Oberstufe werden verstärkt die Gesetzmäßigkeiten, die verschiedenen Erklärungsmodelle und die sozialen Bezüge der Naturwissenschaften erarbeitet.

Statt einfache oder schon komplizierte Atommodelle und chemische Formeln am Anfang des Chemie- oder Physikunterrichts zu pauken, widmen sich die Schüler*innen an Waldorfschulen also zuerst der Vielfalt und dem Reichtum der chemischen, biologischen oder physikalischen Erscheinungen. Das Experiment als sinnlicher Eindruck führt im Gespräch zu einer konkreten Fragestellung. Dann folgt die qualitative, quantitative und systematische Bearbeitung.

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Lernen ohne Noten und Sitzenbleiben?

An Stelle der Noten stehen in der Unter-, Mittel- und Oberstufe individuelle Beurteilungen, in denen die Lehrer*innen gleichermaßen auf die Persönlichkeitsentwicklung und die Lernfortschritte ihrer Schüler*innen eingehen. Ab der 8./9. Klassen werden je nach Schule schrittweise Noten eingeführt. Es zählt in jedem Alter nicht allein der Wissensstand, sondern die Gesamtentwicklung in einem bestimmten Zeitraum. Eigeninitiative entwickeln die Kinder und Jugendlichen nicht aufgrund von äußerem Leistungsdruck, sondern aus lebendigem Interesse und persönlicher Begeisterung für die vielfältigen Unterrichtsinhalte.
Waldorfschüler*innen lernen von der ersten bis zur zwölften Klasse in einer stabilen Klassengemeinschaft, unabhängig vom angestrebten Schulabschluss: Niemand wird unterwegs sitzen gelassen.